Motorische Unruhe als Darstellung eines inneren Konfliktes

Halten Sie sich bei motorisch unruhigen Demenz-Kranken vor Augen, dass der Betreffende möglicherweise einen inneren Konflikt bzw. Gefühlsspannungen (Angst, Wut) motorisch auslebt. Indem Sie dem Kranken verständnisvoll zuhören und sein Verhalten moralisch akzeptieren, erleichtern Sie es ihm, seine Probleme weniger theatralisch zeigen zu müssen.

In der Phantasiewelt verborgene Wünsche erkennen

Holen Sie verwirrte Demenz-Kranke nicht mit Macht aus ihrer Phantasiewelt. Verzichten Sie auch darauf, Illusionen zu korrigieren oder zu bestätigen. Sie helfen dem Betreffenden am meisten, wenn Sie herausfinden, welche Gefühle und verborgenen Wünsche seinen Vorstellungen zugrunde liegen. Wenn Sie diese einfühlsam ausdrücken, wird sich der Patient am ehesten verstanden fühlen (Beispiels interpretation für einen Kranken mit Diebstahlswahn: „Du hast so vieles verloren“).

Den Kranken wie ein Kind lieben, ihn aber nicht als solches behandeln

Lassen Sie sich nicht von der Vorstellung abschrecken, dass sich der Demenz-Kranke wie ein Kind verhält. Kindern bringt man ja schließlich auch Verständnis und Liebe entgegen. Allerdings gibt es wesentliche Unterschiede: Der Demenz-Kranke lässt sich nicht mehr wie ein Kind erziehen und seine Würde verbietet es, ihn (herablassend) wie ein Kind zu behandeln. Lassen Sie sich nicht unbedingt auf die „Mutterrolle“ ein; wenn es sein muss, dann sollten sie diese mit anderen teilen. Ansonsten werden Sie auf Dauer unersetzlich.

Durch „Gespräche“ aufwerten

Durch regelmäßige Gespräche vermitteln Sie dem Demenz-Kranken das Gefühl, „irgendwie bedeutsam zu sein“ und erhöhen so sein Selbstwertempfinden. Zugleich werten Sie ihn in den Augen anderer auf. „Gespräche“ sind selbst mit sprachlich stark gestörten Demenz-Kranken möglich. Allerdings lassen sich die Betroffenen dann eher „unterhalten“. Sprachlich weniger stark beeinträchtigte Demenz-Kranke können durchaus in der Lage sein, Konfliktsituationen zu verstehen, von eigenen Werten und Idealen zu berichten und damit Stellung zu beziehen.

Hinter Wahn den Kontaktwunsch und nicht einen Angriff vermuten

Lassen Sie sich von Wahnvorstellungen auch dann nicht kränken, wenn diese gegen Sie selbst gerichtet sind („Du hast meine Brieftasche gestohlen“). Hinter einem Wahn verbirgt sich oft ein Kontaktwunsch und das Bemühen, eigenes Versagen zu verleugnen. So kann es den Kranken zu sehr kränken, wenn er sich eingestehen muss, dass er nicht mehr weiß, wo er einen Gegenstand verlegt hat. Für ihn ist die Idee angenehmer, bestohlen worden zu sein.

Wahnideen als Reaktion auf Verlust interpretieren

Betrachten Sie Wahnideen des Kranken als Kompensation eines Verlustes. Wer Stimmen hört, muss sich nicht eingestehen, dass er sich allein und verlassen fühlt. Statt den Wahn rigoros zu bekämpfen (etwa medikamentös), kann es sinnvoller sein, die auslösenden Bedürfnisse zu befriedigen (z.B. bei Einsamkeit Kontakt herzustellen). Wahnideen können auch ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl stützen oder das Vermeiden von Konflikten ermöglichen. Wer nicht mehr über sein Vermögen verfügt und sich machtlos fühlt, kann sich z.B. mit der Vorstellung trösten, er sei beraubt worden. Sprechen Sie unbedingt mit allen anderen Betreuer ab, wie sie gegebenenfalls einheitlich auf Wahnideen des Demenz-Kranken reagieren wollen.

Bei Verleugnung nicht verstummen

„Verleugnen“ geht typischerweise mit einem „Verstummen“ einher. Es ist deshalb wichtig, mit dem Kranken ins Gespräch zu kommen, dabei seine verborgenen Wünsche anzusprechen („Es wäre schön, wenn Vater hier wäre“) und Nähe und Sicherheit in einer neuen Beziehung anzubieten (anstelle der verlorenen alten).
Realitätsbezug von „Halluzinationen“ und „Unruhe“
„Halluzinationen“ und „Unruhe“ Demenz-Kranker sind manchmal einfühlbar: Wenn ein Demenz-Patient im Pflegeheim von schwerkranken bettlägerigen Mitpatienten umgeben ist und anschließend „überall Leichen sieht“, so erscheint dies schon gar nicht mehr so verrückt. Auch kann man die Verfolgungsangst eines Demenz-Kranken nachvollziehen, die entsteht, wenn er (zu Recht!) merkt, dass seine ganze Umwelt mehr über ihn weiß als er selbst.

Verleugnung von Verlusten erhält seelisches Gleichgewicht

Fragen Sie sich, ob sich hinter „verwirrtem Verhalten“ vor allem der Versuch verbirgt, einen Verlust auszugleichen (und alte Menschen müssen viele Verluste verkraften!). Manchmal verleugnen die Kranken regelrecht einen Verlust, indem sie etwa erwarten, dass ein Verstorbener (z.B. Vater oder Ehemann) zu Besuch bekommt und sie deshalb für diesen den Tisch decken. Das Verleugnen der Wirklichkeit hilft ihnen dann, seelisch im Gleichgewicht zu bleiben, Kränkungen abzuwehren und das eigene Selbstwertgefühl zu erhalten.